Mutig stellst du dich an die Glastür und schaust, scheinbar gedankenverloren, hinein. Dort siehst du dein Schicksal. Die Frau, gegen die Frau Mahlzahn aus den Geschichten von Michael Ende wie ein harmloser Salamander wirkt. Die Frau, die im 21. Jahrhundert einen Dutt trägt, wie man ihn selten erlebt hat, hinten zusammengebunden und dann mit drei Stricknadeln dadurch. Furchtbar.
Frau Glasmacher. Sachbearbeiterin. Vor allem ist sie darum furchtbar, da sie nicht irgendeine, sondern deine Sachbearbeiterin ist. Und du nur vier Bewerbungen geschrieben hast, wo sie doch so etwa zwanzig von dir verlangen wird.
Für einen Moment überlegst du, ob du einfach wieder gehen sollst. Aber es ist der Erste, und du wirst die Kohle brauchen, und du brauchst dafür ihre Bewilligung.
Die Frau hat sicher noch einiges zu tun, bis du dran bist.
Plötzlich zuckt sie hoch. Hinter den dicken Gläsern ihrer Hornbrille blitzt eine unglaubliche Bosheit auf. Jedenfalls bist du dir da gerade sehr sicher. Diese Frau ist böse. Nicht böse wie Sechshundertsechsundsechzig, eher wie der Nachbar. Diese Frau hat die Hausnummer Sechshundertsiebenundsechzig, da bist du dir sicher. Oder Sechshundertachtundsechzig, wenn man davon ausgeht, dass Sechshundertsiebenundsechzig auf der anderen Straßenseite ist.
Und jetzt hat sie dich gesehen. Verdammt, was machst du auch hier an der Glasscheibe!
Frau Glasmacher macht keine halben Sachen. Sie kommt zur Tür, öffnet sie und starrt dich mit ihrem eisigen Blick an. „Sie!“, zischt sie. „Normalerweise warten Sie am besten einfach, bis Sie dran sind!“