„Soso. Sie armer Mensch müssen Drogen nehmen. Das tut mir aber leid.“ Sie sagt das in einem halbtraurigen Ton, bei dem du sofort merkst, dass er nicht wirklich mitfühlend ist.

Du hast eine Ahnung was nun kommt. Und du wirst nicht enttäuscht.

„Sie sind ein Schmarotzer! Sie sind jemand, der sich auf der Gesellschaft ausruht. Auf Leuten wie mir, die arbeiten, auf Leuten, die ihre Steuern bezahlen und zum Wohle der Gesellschaft beitragen. Sie tun das alles nicht. Und dann müssen Sie wegen ihres sinnbefreiten Lebens noch Drogen nehmen. Womöglich bin ich auch noch daran schuld in Ihrer Welt. Sie nehmen doch wegen mir Drogen!“

Wow. Das war laut. Sie starrt dich hasserfüllt an. So schnell wird das mit dem Geld nichts mehr.

Dann umspielt ein süffisantes Lächeln ihre Lippen.

„Oh, Herr Seidel, wenn Sie nun glauben, ich lasse Sie so davonkommen, dann irren Sie sich.“ Sie steht auf, nimmt demonstrativ die Bewerbungen vom Tisch und knallt sie dir vor die Nase. „Das sind vier. Daraus machen Sie zehn. Dann kriegen Sie wieder Geld.“

„Aber ... das schaffe ich heute nicht mehr! Heute ist der erste ...“

„Herr Seidel, Sie können sich gar nicht vorstellen, wie scheißegal mir das ist. Zehn Bewerbungen. Dann kriegen Sie ihre Bewilligung. Dann können Sie wieder Drogen nehmen. Ich würde ja sonst sagen, halten Sie sich von den anderen Heroinjunkies fern, denn die sind ja ein schlechter Umgang, aber ich fürchte, Sie sind der schlechte Umgang für die Heroinjunkies.“

Also, so geht das nicht. „Ich nehme kein Heroin. Ich kiffe nur ...“

Sie grinst. Diabolisch. „Das dachte ich mir schon, Herr Seidel. Sie sind trotzdem ein schlechter Umgang für die Heroinsüchtigen. Einfach ein schlechter Einfluss. Also, Herr Seidel, zehn Bewerbungen - dann kriegen Sie die Bewilligung. Sehen Sie zu, dass sie die fertigkriegen. Bis dahin können Sie weniger Drogen nehmen, und ich mache die Welt besser.“ Sie lehnt sich zurück. „Wie immer.“

Zehn. Bewerbungen.

Gut, vier sind da schon.

Bleiben sechs.

Verdammt.

Aber das geht wohl nicht anders.

Du stehst auf, nickst und gehst raus.

Du kannst das süffisante Grinsen hinter dir quasi hören.