„Wie bitte, Herr Seidel? Ich soll Ihre Bewerbungen klauen?“ Sie lacht. Ihr Lachen ist echt mies, es klingt wie eine fiese Henne, die gerade bei einem ordentlichen Konzert den Strom abgestellt hat und sich am Gesicht des Bassisten weidet.
„Ja!“ rufst du. „Sie ... sie werden von meinem Anwalt hören!“
Sie bricht prustend zusammen. Das Gackern dieses Huhnes wird unerträglich. „Herr Seidel ... das soll Ihnen jemand glauben?“
„Ja!“
„Das wird niemand tun. Und jetzt gehen sie. Herr Seidel, sehen Sie die Tür da vorne?“
„Ja.“ Sicher wird sie dir gleich sagen, dass du sie benutzen sollst.
„Sie werden sie jetzt noch einmal benutzen. Einmal. Und dann nie, nie wieder. Herr Seidel, ich soll Ihre Bewerbungen geklaut haben?“
„Ja!“
Sie wird wieder ruhiger und schaut dich belustigt an. „Nun, Herr Seidel, bis das geklärt ist - ich warte da mal ganz ruhig auf Post von ihrem Anwalt - brauchen Sie nicht wiederzukommen.“
„Aber ich brauche Geld!“, protestierst du.
„Sie können mich ja verklagen.“ Sie beginnt wieder zu lachen und schlägt mit der Faust auf den Tisch. „Herr Seidel. Anwalt.“ Sie prustet. „Sie können sich nichtmal ein Abendessen leisten und wollen einen Anwalt bezahlen?“
„Sie ... Sie hören von dem!“ Du merkst, wie du puterrot wirst.
Sie lacht immer noch, als du das Büro verlässt.
Das Blöde ist: Sie hat Recht.